Zeit ist bei einem Schlaganfall FAST alles
Die Behandlung des Vorhofflimmerns konzentriert sich neben der Wiederherstellung einer normalen Herzschlagfrequenz bzw. eines normalen Herzrhythmus auf die Reduktion des Schlaganfallrisikos durch eine antithrombotische Therapie (Blutgerinnung).Der Schlaganfall ist die am meisten gefürchtete und folgenschwerste Komplikation des Vorhofflimmerns. Der Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und Schlaganfall lässt sich so erklären: Im Körper kommt es zu einer Art „Dominoeffekt“. Das Flimmern der Vorhöfe des Herzmuskels schränkt die Pumpfunktion des Herzens ein.
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Dadurch kann das Blut nicht mehr vollständig in die Herzkammern gepumpt werden – es staut sich in den Vorhöfen. Zirkuliert das Blut nicht mehr richtig, können sich Blutgerinnsel bilden. Lösen sich diese, können sie ins Gehirn wandern und dort Blutgefäße verstopfen. Die Folge ist ein Schlaganfall. Lassen Sie sich am Besten in einem Video erklären, wie Vorhofflimmern zu einem Schlaganfall führen kann.
Die Störung der Durchblutung im Gehirn führt zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Vorübergehende Seh- und Sprachstörungen, Taubheitsgefühle, ein einseitig herabhängender Mundwinkel oder Lähmungen einer Körperhälfte, plötzliche Kopfschmerzen oder Schwindelanfälle sind Alarmzeichen eines Schlaganfalls. Treten Sie auf, muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Welche dramatischen Folgen ein Schlaganfall haben kann, verdeutlichen folgende Zahlen: In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 196.000 erstmalige und 66.000 wiederholte Schlaganfälle. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland mit zirka 63.000 Todesfällen und die häufigste Ursache erworbener Behinderung im Erwachsenenalter. Zirka ein Viertel der überlebenden Patienten weist 3 Monate nach dem Ereignis schwere Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens auf.1 Noch vor vielen Jahren galt der Schlaganfall als „hoffnungsloser Fall“, heute ist der neurologische Notfall behandelbar. Belegt ist, dass in den ersten viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall durch die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels das Risiko für bleibende Schädigungen deutlich gesenkt werden kann.2 Bei einem Schlaganfall verliert der Betroffene etwa 1,2 Milliarden Nervenzellen und mehr als 7.000 km Nervenfasern3 Deshalb ist es elementar, den Schlaganfall stets als Notfall zu behandeln. Kurz gesagt: „Zeit ist Hirn“, denn das Schicksal der betroffenen Patienten hängt davon ab, ob verschlossene Arterien wieder früh eröffnet werden können.
Der FAST-Test
Bei einem Schlaganfall handelt es sich um einen Notfall – auch wenn akute Schmerzen wie zum Beispiel bei einem Herzinfarkt eher selten vorkommen. Sobald Symptome wie Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen schlagartig auftreten, muss der Betroffene, Angehörige oder Arbeitskollege sofort die Notrufnummer 112 anrufen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Gehirngewebe kann absterben und desto größer sind die bleibenden Schäden. Bei einem Schlaganfall zählt also wortwörtlich jede Minute. Ein Instrument zur schnellen Patientenidentifikation ist der „FAST-Test“. Das Wort FAST, englisch für „schnell“, steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache), welche bei einem Schlaganfall immer mit betroffen sind, und Time (Zeit bzw. das schnelle Wählen des Notrufs 112). Der FAST-Test1, 2 ist ursprünglich für die Rettungsdienste entwickelt worden und findet dort weitgehend Verwendung. Jedoch können auch medizinische Laien in kürzester Zeit typische Schlaganfall-Symptome wie halbseitige Gesichtslähmung, Lähmungserscheinungen einer Körperseite und Sprechstörungen überprüfen. Drei einfache Übungen zeigen Gesichtsasymmetrie (Face), Lähmungserscheinungen (Arms) und Sprach/Sprechstörungen (Speech). Ist der Test auffällig, zählt jede Minute (Time)! Der Faktor Zeit ist besonders wichtig, denn nur in den ersten viereinhalb Stunden – besser noch früher nach dem Symptombeginn – kann durch eine sogenannte Thrombolyse (Auflösung des Blutgerinnsels durch ein Medikament), das Risiko für bleibende Schädigungen deutlich gesenkt werden. Es gilt: Je weniger Zeit bis zur Behandlung vergeht, desto größer ist die Chance für einen langfristigen Therapieerfolg!
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Lesen Sie, was Sie beim FAST-Test tun müssen, bevor Sie diesen herunterladen:
Face (engl. für Gesicht)
Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Bei einer Gesichtslähmung wird das Gesicht durch die Schwächung des Gesichtsmuskels einseitig verzogen. Das Lächeln zeigt sich dann nur auf der nicht betroffenen Seite und der Mund wirkt dadurch schief.
Arms (engl. für Arme)
Fordern Sie die betroffene Person auf, beide Arme gleichzeitig nach vorne zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen. Liegt tatsächlich ein Schlaganfall vor, kann ein Arm nicht gehoben werden oder sinkt wieder. Dem Betroffenen fällt es eventuell auch schwer, die Arme so zu koordinieren, dass die Handflächen nach oben zeigen.
Speech (engl. für Sprache)
Die dritte Übung lässt eine mögliche Störung des Sprachzentrums erkennen. Hier könnte ein Schlaganfall vorliegen, wenn das Nachsprechen eines Satzes Schwierigkeiten bereitet. Der Betroffene kann die Worte nicht korrekt wiederholen, benutzt sie fehlerhaft oder spricht sie verwaschen aus.
Time (engl. für Zeit)
Wenn der Betroffene mit einer dieser Aufgaben Probleme hat, sollte sofort der Notruf 112 gewählt werden. Zeit ist hierbei der entscheidende Faktor, denn für eine erfolgreiche Behandlung ist es sehr wichtig, dass diese so früh wie möglich beginnt. Dem Notarzt sollte unbedingt mitgeteilt werden, dass Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, damit er sofort schnelle und fachkundige Hilfe leisten kann.
FAST-Test
Referenzen
- Heuschmann PU et al. Akt Neurol 2010; 37: 333–340
- Hacke W et al. N Engl J Med 2008; 359: 1317-29
- Saver. Stroke 2006; 37, S. 263 - 266
- Harbison J et al. Stroke 2003; 34: 71-76
- Nor AM et al. Stroke 2004; 35: 1355-1359