Fit für ein gesundes Herz

Die Studie eines australischen Forscherteams1,2 gibt Antwort auf eine lang diskutierte Frage: Sport bei Vorhofflimmern – sinnvoll oder riskant? Doch Fitness ist hier nicht gleich Fitness. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Betrachtung der so genannten „kardiorespiratorischen Fitness“. Diese beschreibt die Effektivität, mit der der Körper mit Sauerstoff versorgt werden kann. Je besser diese Fitness ist, desto besser kann der Sauerstoff von Lunge und Herz verwertet werden – und die Leistungsfähigkeit steigt.

Herzgesundheit durch moderates Training stärken

Die Studie zeigt1,2, dass Patienten mit geringer kardiorespiratorischer Fitness zu 17 Prozent vorhofflimmerfrei lebten, solche mit moderater Fitness schon zu 76 Prozent und Teilnehmer mit hoher Fitness sogar zu 84 Prozent. Dabei spielt die positive Wirkung der körperlichen Betätigung auf den Risikofaktor Übergewicht eine Rolle.

fitnesstraining

Die Forscher zeigten jedoch auch, dass dies nicht der einzige Grund war: Der Versteifung des Herzens wurde vor allem durch die zunehmende körperliche Fitness entgegengewirkt. Das bedeutet, dass kontinuierliches Training die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems verbessert und dazu beiträgt, das Risiko für Vorhofflimmern zu verringern.

Langsam starten und erreichbare Ziele setzen

Nichts ist frustrierender, als die selbst gesetzten Ziele nicht zu erreichen. Fangen Sie deshalb langsam an: Bereits zwei Minuten körperliche Aktivität pro Tag reichen zu Beginn aus. Steigern Sie nach und nach ihre Aktivitäten – so stellen Sie dauerhaften Spaß an Ihrem Training sicher. Denn für den positiven Effekt auf den Herzrhythmus ist es wichtig, am Ball zu bleiben: Die zunehmende Fitness reduziert das Risiko für Vorhofflimmern. Doch Vorsicht: Eine Überlastung kann gefährlich sein. Sie sollten daher immer deutlich unterhalb Ihrer persönlichen Belastungsgrenze trainieren.

Moderates Training hilft bei Vorhofflimmern

Bei Vorhofflimmern ist allein schon aufgrund von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit (KHK) oder Diabetes eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu empfehlen. Jedoch machen medizinische Leitlinien bislang keine konkreten Aussagen dazu, wie viel und welches Training sich Patienten mit Vorhofflimmern zutrauen sollen, ohne sich damit zu schaden. Denn bislang war nicht ausreichend untersucht, wie sich sportliche Betätigung auf das Vorhofflimmern selbst auswirkt. So deuteten einige Studien zwar darauf hin, dass Sport vor Herzrhythmusstörungen schützen kann, während in einer Reihe anderer, vielfach von den Medien aufgegriffenen Studien ein Zusammenhang zwischen mit hoher Intensität betriebenem Ausdauersport wie z. B. Marathon und dem Risiko für die Entwicklung eines Vorhofflimmerns beobachtet wurde. Befürchtungen, dass ein maßvolles Training bei Vorhofflimmern eher zum Nachteil sein könnte, konnten jetzt in einer aktuellen Studie nicht belegt werden. Im Gegenteil: Die 51 Patienten mit einem vorübergehenden sogenannten „paroxysmalen“ Vorhofflimmern hatten nach Abschluss eines dreimonatigen intervallartigen Ausdauertrainings weniger Vorhofflimmer-Episoden als die 25 Teilnehmer ohne ein solches Training.3

Geringere Schwere der Beschwerden durch Intervalltraining

Intervalltraining ist durch abwechselnde Belastungs- und Erholungsphasen (Intervalle) gekennzeichnet. Im Rahmen eines 12-wöchigen Trainingsprogramms musste die Trainingsgruppe dreimal pro Woche viermal vier Minuten lang bei 85 bis 95 % der maximalen Herzfrequenz (HFmax) auf einem Laufband gehen oder rennen, jeweils unterbrochen von dreiminütigen Erholungsphasen mit nur noch 60 bis 70 % der maximalen Herzfrequenz. Im Gegensatz dazu behielten die Patienten einer Kontrollgruppe in diesen drei Monaten ihre ganz normalen Bewegungsgewohnheiten bei. Hauptziel der Studie war es, Vorhofflimmer-Episoden bei den Teilnehmern zu senken. Während es in der Trainingsgruppe fast zu einer Halbierung der Zeitspanne mit Flimmerepisoden kam, wurde in der Kontrollgruppe sogar ein leichter Anstieg verzeichnet. Die Verkürzung der Zeit mit Vorhofflimmern bei den sportlich aktiven Patienten machte sich überdies in Form einer Reduktion von Häufigkeit und Schwere der Symptome sowie in einer besseren Lebensqualität bemerkbar. Die maximale Sauerstoffaufnahme wurde gesteigert und die Herzfunktion besserte sich ebenso wie die Blutfettwerte bei gleichzeitiger Abnahme des Körpergewichts.

Intervalltraining sinnvoll, Ausdauertraining eher nicht

Auch wenn keine negativen Auswirkungen des Intervalltrainings beobachtet wurden, sollte ein solches nicht ohne vorherige Absprache mit und Beratung durch einen Arzt begonnen werden. Denn zunächst gilt es gerade bei Herzkranken, die individuelle maximale Herzfrequenz zu bestimmen. Zwar gibt es hierfür Faustformeln, besser ist es jedoch, diese im Rahmen einer Leistungsdiagnose von einem Sportmediziner ermitteln zu lassen. Auch während der Übungen sollte sorgfältig die Herzfrequenz (Puls) überprüft werden, um ggf. eine Überbelastung zu vermeiden.4

intervalltraining

Die neuen Daten liefern Hinweise darauf, dass bei Patienten mit einem nicht permanenten Vorhofflimmern eine moderate bzw. kurzfristig starke körperliche Anstrengung drei- bis viermal pro Woche für etwa 30 Minuten möglich ist. Auf diesem Feld erscheinen weitere Studien notwendig. Eine Aufnahme dieser Thematik in die Behandlungsleitlinien ist auf jeden Fall wünschenswert.

Unterstützung durch moderne Technik

Um den inneren Schweinehund zu besiegen, können neue technische Geräte, wie Fitnessarmbänder, helfen. Eingebaute Schrittzähler zeigen zum Beispiel die zurückgelegte Strecke an. Sie dokumentieren zum einen die Sporteinheit und belegen zum anderen den eigenen Trainingserfolg. So können Sie motiviert Ihr nächstes Trainingsziel in Angriff nehmen.

Referenzen
  1. Pathak RK, et al: JACC 2015; 66(9):985-996
  2. Thompson PD: JACC 2015; 66(9):997-999
  3. Malmo V et al. Circulation 2016; 133: 466-473
  4. Borjesson M et al. Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 2011; 18: 446-458