Wenn das Herz flimmert

Mediziner beobachten mit Sorge, dass die Zahl der Patienten steigt, bei denen das Herz aufgrund von Vorhofflimmern ins Stolpern kommt. Die Häufigkeit des Vorhofflimmerns nimmt mit steigendem Alter zu. Männer sind in den jüngeren Altersstufen häufiger betroffen als Frauen. Aufgrund der höheren Lebenserwartung der Frauen gibt es etwa gleich viele männliche und weibliche Patienten mit Vorhofflimmern.1

Die am meisten gefürchtete Komplikation des Vorhofflimmerns ist der Schlaganfall aufgrund der häufig schwerwiegenden Folgen für Betroffene und das familiäre Umfeld. Vorhofflimmern lässt das Risiko für einen Schlaganfall auf etwa das Fünffache ansteigen.2 Den Ärzten dient der sogenannte CHA2DS2-VASc-Score als Instrument für eine genauere Risikoanalyse für das Auftreten eines Schlaganfalls bei Menschen mit Vorhofflimmern. Hier werden die Risikofaktoren Alter, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus und ein vorausgegangener Schlaganfall abgefragt.

Mediziner beobachten mit Sorge

Weil Frauen ein höheres Risiko als Männer aufweisen, stellt das weibliche Geschlecht einen eigenständigen Risikofaktor dar. Es versterben mehr Frauen als Männer an Schlaganfällen im Zusammenhang mit Vorhofflimmern.3 Hinsichtlich der Symptome, die auf Vorhofflimmern hinweisen, sind keine Geschlechterunterschiede bekannt. Typische Symptome sind Herzstolpern oder -rasen, Schwindel, Atemnot, Abgeschlagenheit und gelegentlich Brustschmerz, Beklemmungs- oder Angstgefühl.

Vorhofflimmern führt bei Frauen zu höheren Gesundheitsrisiken

Wie der oben genannte Risikoscore schon nahe legt, sollten vor allem Frauen in Bezug auf das erhöhte Schlaganfall-Risiko umsichtig sein. Dies hat eine zusammenfassende Analyse von 30 Studien untersucht.4 Anhand von mehr als 4 Millionen Patienten konnte gezeigt werden, dass Frauen doppelt so häufig einen Schlaganfall in Folge von Vorhofflimmern erleiden als Männer. Auch andere Folgen des Vorhofflimmerns betreffen Frauen häufiger als Männer: Einen Herzinfarkt erleiden sie mit 55 % höherer Wahrscheinlichkeit, und das Auftreten eines Herzstillstands ist im Vergleich zu Männern um 16 % erhöht. Damit erhöht sich leider auch die Wahrscheinlichkeit eines frühzeitigen Versterbens.

Die Ursachen für die erhöhten Gesundheitsrisiken klärt die Studie nicht. Die Autoren fordern jedoch, dass der Prävention und Behandlung von Vorhofflimmern bei Frauen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Es gilt, Vorhofflimmern noch besser aufzuspüren als zuvor, zum Beispiel per Langzeitüberwachung. Denn wie sich zeigt, werden insbesondere bei Patienten mit einem Schlaganfall unbekannter Ursache Vorhofflimmer-Episoden nach intensiver Suche erstmalig aufgedeckt. Und nicht selten sind sich Betroffene ihrer Erkrankung aufgrund fehlender eindeutiger Symptome lange Zeit nicht bewusst. Eine frühzeitige Diagnose könnte daher ein Weg sein, das Risiko zu minimieren.

Referenzen
  1. Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. Patientenbroschüre, Auflage 2018. Verfügbar unter https://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de/sites/default/files/redaktion/dateien/2020/AFNET_Patientenbrosch%C3%BCre_Neuauflage%202018_final_20180220_0.pdf Zuletzt aufgerufen am 24.11.2021.
  2. Hindricks G et al. Eur Heart J. 2021; 42(5): 373-498
  3. Santos Volgman et al. J Cardiovasc Electrophysiol. 2021;32(10):2793-2807
  4. Emdin CA et al. BMJ 2016; 352: h7013